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Berber und Araber-Berber - die Rasse

Ursprünge

Berber und Araber-Berber werden seit Jahrhunderten im Maghreb, also im heutigen Algerien, in Marokko und in Tunesien gezüchtet. Im Mittelalter gelangten sie im Gefolge mehrerer Berberdynastien ins heutige Spanien, wo sie die einheimischen Pferdeschläge beeinflussten. Als 1492 Granada fiel und die muslimische Herrschaft in Spanien ein Ende fand, blieben die Pferde und halfen mit, ein Weltreich zu schaffen.

Berberblut dürfte heute in den Barockrassen fließen, aber auch im Criollo, im Quarter, den Pasos und anderen Rassen aus ursprünglich spanisch beherrschten Ländern, in die die Conquistadores neben ihrem Glauben immer auch ihre Pferde mitbrachten. 

Mutig, kämpferisch und unerschrocken, dabei menschenbezogen brachten die Berberpferde für die Reiterduelle der Ritter im Mittelalter sowie für die Aufgabe als Schlachtroß in der Renaissance und im Barock die optimalem Voraussetzungen mit. Guérinière und Pluvinel berichten sogar, dass Berberpferde siegreich aus einem Kampf mit Löwen hervorgingen - was allerdings vermutlich bezweifelt werden darf...

Als mit der Zeit über Ägypten auch arabische Pferde in den Maghreb kamen, wurden sie auch hier - wie in vielen anderen Ländern auch - als Veredler der einheimischen, in der Regel etwas groben und nicht wirklich schönen Pferde eingesetzt. Der Grieche Claudius Aelianus z.B. beschreibt die Berber zwar als außergewöhnlich schnelle, harte, ausdauernde Pferde, aber auch als nicht sehr schön: " Die Berberpferde sind klein und nicht besonders schön, aber ungewöhnlich schnell und kräftig. Dabei so zahm, dass man sie ohne Gebiß und Zügel reiten kann - man kann sie mit einem Stöckchen lenken und benötigt nur einen Strick am Halfter."

Das Ergebnis war offensichtlich so überzeugend, dass es heute kaum mehr reine Berber gibt. Der Araber-Berber vereint ein gefälligeres Aussehen mit elastischeren Gängen und mehr Galoppbegabung - je nach Anteil mehr oder weniger stark ausgeprägt.

So findet jeder ganz nach persönlichem Geschmack und Vorliebe unter den Berbern und Araber-Berbern das Pferd seiner Wahl. Beide blicken zurück auf eine lange Tradition als Reitpferde und eine harte Auslese auf Gebrauchseigenschaften. Es bleibt zu hoffen, dass diese Eigenschaften unter den heutigen Zuchtbedingungen nicht verloren gehen. 

  

Interieur (Wesen)

Die Berber waren überwiegend sesshafte Wüsten-/Steppenvölker, die auf engstem Raum mit ihren Pferden zusammenlebten. Diese waren für sie besonders wertvoll, weil unerlässlich für ihre kriegerischen Beutezüge, die ihnen das Überleben sicherten. Dennoch konnten sie es sich aufgrund der kargen, harten Lebensumstände nicht leisten, unnütze Esser großzuziehen. So überlebten letztendlich nur Pferde, die extrem leistungsbereit und -fähig, dabei aber genügsam, gut zu händeln und auf engestem Raum zusammen mit Menschen freundlich waren. Diese Wesenzüge prägen den Berber bis heute und haben ihm den Ruf eingebracht, er sei der "einzige Hund, den man reiten kann". Auch wenn es so sicher nicht stimmt: Berber und Araber-Berber haben ein faszinierendes Wesen, das schon viele Menschen in ihren Bann gezogen hat und das sie zu etwas Besonderem macht.

Exterieur (Aussehen)

Ganz allgemein gehören Berberpferde zum heutigen Typ III (nach Michael Schäfer). Das sind Südpferde des Steppentyps, angepasst an unwirtliche Lebensbedingungen und hohe Anforderungen an das Laufvermögen, da zu den Quellen und der wenigen verfügbaren Nahrung oft weite Strecken zurückgelegt werden mussten.

Dafür brauchte das Ur-Südpferd energiesparende Gänge, eine gutes Sprungvermögen zur Überwindung tiefer Risse im Boden sowie die Möglichkeit, Nahrung und Wasser einzulagern, was Pferde dieses Typs bevorzugt im Mähnenkamm tun. Das führt zu einer gefälligen Oberlinie, kann aber unter hiesigen Futter- und/oder Haltungsbedingungen auch unerwünschte Ausmaße annehmen. Die Pferde sind eher trablastig, das heißt, Trab ist "ihre" Gangart, was sich in Vollendung in der Piaffe und Passage zeigt.

Diese "Uranlagen" haben sich je nach Zuchtgebiet und/oder Araberanteil mit der Zeit verändert, so dass es heute verschiedene Berbertypen gibt.

Insgesamt jedoch ist der Berber und auch der Araber-Berber ein mittelgroßes, kurzes, "abgedrehtes" Pferd mit runden Linien, wendig und trittsicher (oft leicht kuhhessig) mit angenehmen Gängen und manchmal sogar Töltveranlagung. Er hat ein grundsätzlich fürs Reiten gut geeignetes Gebäude - was jedoch nicht heißt, dass er nicht - wie alle anderen Pferde auch - eine solide Ausbildung braucht.

Berber- und Araber-Berber-Typen

Berber und Araber-Berber gibt es - wie bereits beschrieben - in unterschiedlichen Typen, abhängig von der überwiegenden Nutzung sowie der geografischen Lage und der über die Jahrhunderte immer wieder stattgefundenen Einkreuzung von Fremdblut bzw. dem Anteil an Araberblut. Da dem Nordafrikaner die Abstammung seines Pferdes noch nie wichtig war - noch ist - sondern allein die Gebrauchstüchtigkeit des Pferdes zählt und zählte, lässt sich heute meist nicht mehr nachvollziehen, welche Abstammung bzw. welcher Anteil an Fremdblut im einzelnen Pferd über viele Generationen hinweg vorhanden ist. In Nordafrika fragt niemand, ob ein Pferd nun ein Berber oder Araber-Berber ist, eine Typ Hochplateau, Tebessa oder Djebel Amour, sondern es interessiert lediglich: ist es gut oder nicht? Das mag uns hier in Deutschland etwas fremd vorkommen, mindert aber keinesfalls die Qualität des Pferdes, im Gegenteil: Die harte, konsequente Selektion auf den Nutzungszweck und das angenehme Wesen hat dazu geführt, dass der Berber heute das ist, was wir so an ihm schätzen: eine sehr menschenbezogenes, leistungsbereites Pferd von äußerst angenehmem Temperament. Unterschieden wird in Nordafrika - wenn überhaupt - ganz einfach: "Füttere ein mageres Pferd. Wird es schnell fett, hat es mehr vom Berber. Bleibt es dünn, hat es überwiegend arabisches Blut."

Im Moment scheint sich die Zucht hier in Deutschland auf einen bestimmten Typ Berber spezialisiert zu haben und diesen als "reinen" Berber zu favorisieren: den beeindruckenden, barocken Typ mit langem Behang, so dass das, was u.a. den Reiz des Berberpferdes, des "Cheval de Barbarie", 
ausmacht, nämlich die große Vielseitigkeit und auch Vielfalt im Aussehen, vom Berber bis zum Araber-Berber mit unterschiedlichem AV-Anteil, vom Familienpferd über das Fahrpferd bis hin zum Distanzpferd, etwas ins Hintertreffen gerät. Das ist bedauerlich, den der Berber und Araber-Berber ist das, was der hochspezialisierte Deutsche Warmblüter schon lange nicht mehr ist: ein robustes, ausgesprochen vielseitiges, nervenstarkes Pferd für die ganze Familie und für jede Lebenslage, leistungsbereit und angenehm im Umgang, mit einem Wort: das optimale (Freizeit-)Pferd. 

      

Eignung

Berber und Araber-Berber eigen sich je nachTyp für nahezu alle Sparten der Reiterei und können auch gefahren werden. Es gibt eher barocke Typen mit hoch-weiten Gängen, Distanztypen mit weit-flachen Gängen (meist Araber-Berber, sie sind genauso schnell, dabei aber weniger aufgeregt als viele Araber und haben damit bessere Pulswerte aufzuweisen, was sie in der Wertung nach vorne bringt), Westerntypen und auch springbegabte Pferde, wobei sie in der Regel für FN-geprägte Leistungsprüfungen weniger geeignet sind. Bitte fragen Sie den Züchter Ihrer Wahl nach seinem Zuchtziel und den präferierten Einsatzmöglichkeiten seiner Tiere. Auf jeden Fall aber sind Berber und Araber-Berber in der Regel leistungsbereite Tiere, die Freude an abwechslungsreicher Beschäftigung haben, was den Bedürfnissen/Wünschen vieler Freizeitreiter sehr entgegenkommt.
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