Zitat: " Da ich vorwiegend heilpädagogisch und psychotherapeutisch arbeite, werden bei uns alle Pferde zur Therapie eingesetzt, egal, ob sie gesund oder krank, alt oder jung, dick, klein, groß, "verhaltensgestört" oder sonstwie sind. Durch ihr Wesen und ihr e Interaktion mit dem Klienten spiegeln sie den Menschen deren Selbst, deren Gefühle, Ängste, Freude usw. Versteht "eingesetzt" bitte nicht falsch: natürlich lasse ich ein krankes Pferd nicht arbeiten, aber es kann vom Klienten getröstet und umsorgt werden, auch das löst viel aus."
Das sehe ich genau so. Als ich mein klinisches Jahr in der Kinder- und Jugendpsychiatrie machte, befanden sich alle Therapeuten in einer Sackgasse. Über 6 Monate bewegte sich nichts bei einem 13jährigen Mädchen mit selektivem Mutismus. Erst als sie mehrere Male auf dem Pferd saß, kamen die ersten Reaktionen: sie weinte. Wie man es sich denken kann, hat sie auch ihre ersten Worte an die Reitlehrerin, nicht an die Therapeuten gewandt. Ein Junge hatte eine sehr schlechte Prognose (Depression, Aggression) und als die Eltern den Chefarzt fragten, was sie denn tun sollen, sagte er nur: "Kaufen sie ihm ein Pony". Auch dieser Junge war für die klassische Therapie (vielleicht noch) nicht empfänglich. Nur beim Pony taute er wie auf Knopfdruck auf, war ein anderes Kind und konnte sich dem Tier gegenüber öffnen. Bei einem total goldigen aber hoch aggressiven (und depressiven) Autisten (Asperger) bereitete ich fast 1 Jahr lang den Besuch bei meiner Reitlehrerin vor, die einen Quarter und eine Appaloosa-Stute hatte. Der Tag war so was von bombastisch und wertvoll, dass der Junge selbst nur noch von diesem Erlebnis sprach; er hatte lauter komische Fotos von den Muskeln der Hinterhand gemacht und diese dem Psychiater gezeigt. Dieser war von den positiven Ereignissen völlig beeindruckt. Das ist der Wahnsinn, was da zwischen den Tieren und den kleinen (großen) Menschen abläuft.
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