|
Wir haben ein wahnsinns-wochenende hinter uns.
Anissia und ich haben unseren ersten internationalen start hinter uns, wir sind am samstag beim cei1*- distanzritt über 80 km in nörten-hardenberg gestartet. Das war sowas von toll!!
freitag morgen gings los richtung startort, ca. fünf stunden fahrt inkl. stau und pausen lagen vor uns, das auto picke-packe-vollgeladen mit allem, was wir auf dem ritt brauchen oder brauchen könnten, meine trosserin sophia eingeschlossen. Vor ort erstmal weisungsgemäß zum stallzelt – internationale starter haben stallzeltpflicht –, dort meine zweite trosserin katrin getroffen, box bezogen, dann meldestelle aufgesucht.
im stallzelt:
starterlisten:
Dort erhielt ich unterlagen, karten, trosserleibchen und starterleibchen. Danach voruntersuchung im vet-gate. Alles erwartungsgemäß gut und anissia bekam ihre startnummer.
Die zeit bis zur vorbesprechung nutzten wir für weitere vorbereitungen, crew-paddock aufbauen und mit ausrüstungskisten bestücken, wasserkanister füllen, karten studieren, trosspunkte auswählen usw.
Zwischendrin kurz zum wiegen gehen. Ja, tatsächlich, denn laut ausschreibung gab es ein mindestgewicht von 70 kg, reiter mit sattel + ausrüstung. Ich habe in den letzten wochen extra viel gefressen, um dieses gewicht zu erreichen, weil das denke ich die beste art für anissia ist zusätzliches gewicht zu transportieren. Meine „vorbereitungen“ waren erfolgreich, 71,6 kg zeigte die waage, grins.
blick über die crew-paddocks ( bei den distantlern ist alles immer so schön bunt):
Die vorbesprechung lief teils auf deutsch, teils englisch, teils französisch. Der laserpointer und anschließend der komplette strom fielen aus, danach zeigte der beamer lediglich die karte, die wir von der strecke auch hatten. Statt klarheit über strecke, art der markierung, art der kontrollpunkte, procedere bei start, pause und ziel und in den vet-gates zu bekommen, wurde ich immer verwirrter. Ich versuchte nicht panisch zu werden ( „ ruhig, brauner, ruhig. Alles gut!“) und ordnete die fragen in meinem kopf. Die sehr nette veranstalterin bemühte sich, meine fragen zu beantworten und meine besorgnis zu zerstreuen. Nur halb beruhigt verließen wir schließlich das catering-zelt und machten uns in der dämmerung auf den weg. Wir wollten uns den anfang der strecke und die ersten markierungen ansehen, ebenso den ersten troßpunkt. Es stellte sich heraus, daß die sorge wirklich unbegründet war, absolut alles war sehr gut erkennbar beschildert oder markiert.
Wir schauten nochmal bei anissia vorbei, die zufrieden ihr abendessen aß und ab und zu mal aus dem fenster schaute oder zwischendrin stroh fraß.
Sie war bei der voruntersuchung, auf dem weg dorthin und zurück ins stallzelt sehr munter gewesen. Sophia, die sie als reitbeteiligung 1x in der woche reitet, wunderte sich, daß sie kaum schritt halten konnte. Mich wunderte das gar nicht. Anissia weiß einfach, wenn sie auf distanz ist, sie kennt das alles inzwischen gut genug. An ihren gespitzten ohren, den wachen augen, dem gestellten schweif und ihrem forschen schritt merkte ich, daß sie lust hatte zu laufen und ich freute mich auf den nächsten tag, als ich schließlich in den schlafsack krabbelte.
Samstag morgen dann schlafsachen raus aus dem auto und trossersachen rein. Wasserkanister füllen und festzurren, kartentasche bestücken, ausrüstung vorbereiten.
Nach einem kurzen frühstück gings dann ans satteln. Um viertel vor acht war ich auf dem pferd, langsam warmreiten, später etwas traben.
vor dem start:
Start war dann um 8.15. Wir waren bei unserer kategorie neun nennungen, acht sind gestartet.
Der massenstart lief ganz gut, anissia benahm sich und ließ sich von dem bockenden araber neben ihr nicht zu unsinn verleiten.
start:
Überhaupt waren wir allein unter lauter arabern, mit denen wir in echt flottem tempo im pulk auf die erste von drei unterschiedlichen runden gingen, die anderen meist im galopp, wir im trab. Sie kann das echt schnell, ein mitreiter meinte: „die hat ja einen sagenhaften trab!“ ich fragte manchmal die galoppierenden reiter hinter mir, ob sie vorbei wollten. Antwort: “nein, nein. Du trabst ja echt schnell.....(schluck) sehr schnell!“ - grins-
Ins erste vet-gate kamen wir als dritte (!), wahnsinn, war die gut drauf! Sophia und katrin staunten bauklötze, mußten sich total ranhalten, um rechtzeitig am troßpunkt und im vet-gate zu sein und haben einen sehr guten job gemacht. Wir waren echt top-betreut, superklasse! Auch wenn ich über sophias augen lachen mußte, - distanzunerfahren, wie sie bisher ist - als wir am ersten troßpunkt zusammen mit den galoppierenden arabern aus dem waldweg brachen, tempo nur etwas drosselten und uns weiterhin trabend eine dusche über den hals geben ließen, um sekunden später wieder im wald zu verschwinden. Ich glaub, sie dachte: „was war das denn?!?“ echt witzig.
Die strecke war nicht nur lang, sondern auch sehr anspruchsvoll. Viel harter boden und echt viele höhenmeter, 2450 m! Das hat mir vorher schlaflose nächte gemacht! Anissia schlug sich super, sie hat soviel kraft! Ich wußte aber, daß die zweite runde die anstrengendste werden würde und sagte meinen trossern, daß ich tempo reduzieren würde. Ich wollte so gern in der wertung ankommen, also weder sturz noch mangelnde regeneration riskieren.
warten auf die startzeit für die zweite runde:
In der tat wurde die zweite runde langsamer, wir vielen auf platz vier zurück. Macht gar nichts, ich sagte anissia, solang wir gesund über die strecke kommen, gerne in der wertung, ist alles prima. Denn bereits das „in die wertung“ kommen, dachte ich würde schwer genug werden. Höchstzeit war nämlich T 6, also mindestens 10 km/h. Klingt nach nicht viel, aber bei so heftiger steigung ist das so viel, daß ich mir nicht sicher war, ob wir das schaffen könnten. Da sie aber die erste runde mit 15,9 (!) km/h absolviert hatte, waren wir zeitlich nicht unter druck, sehr angenehm.
Gegen ende der zweiten runde überholten wir zwei junge AVs, die am championat für junge pferde teilnahmen, das zeitgleich auf teilen unserer strecke stattfand. Wir hatten uns wechselweise immermal wieder gegenseitig überholt und nun fragte die reiterin mich ganz interessiert, was das denn für ein pferd sei, das ich da reite. Die auskunft „araber-berber“ quittierte sie mit. „ ach echt? ich dachte irgendwas wie traber-araber oder so.“ ich dann: „ ne, kein traber drin, sie schlägt nur ein wenig aus der art, was den trab betrifft.“ auch die mit quad motorisierten trosser der arabischen reiter ( hier nun menschen gemeint) staunten die trabende anissia an, fand ich lustig.
durchreiten der lichtschranke:
elektronische anzeigentafel am start mit offizieller uhrzeit und aktueller startreihenfolge ( der freundliche steward versuchte die spiegelungen zu reduzieren, vergebens):
Bei runde drei machten sich die anstregungen bei anissia bemerkbar. Sie reduzierte das tempo weiter und ich ließ sie gewähren. Bei einer weiteren langen, fiesen steigung fiel sie in schritt und war inzwischen echt k.o. Ich stieg ab und führte sie den ganzen berg hoch, was soll ich sie reiten, wenn ich sie entlasten kann? Endlich oben angekommen, hatte sie wieder motivation und kräfte und trabte wieder an. Der aufschließende reiter, den wir die ganze zeit hinter uns wußten, blieb nun in unserer nähe bis zum ziel. Mal ritten wir hintereinander, mal nebeneinander. Ab und an unterhielten wir uns, oder warteten an wasserstellen, bis beide getrunken hatten. So kamen wir an den letzten hanganstieg vor dem ziel, zum dritten mal, da jede runde gleich endete, nämlich hanganstieg, kuppe, hangabstieg, danach durchreiten der lichtschranke zum nehmen der arrival-time. Ab da haben alle reiter max. 20 min zeit, ihr pferd mit maximal puls 64 im vet-gate vorzustellen.
Nicht ganz so liefs beim dritten mal. Am hanganfang meinte mein mitreiter: „wollen wir langsam machen? Die pferde haben doch schon genug geschafft:“ ich war einverstanden, weil anissia wirklich den hang nicht mehr hochtraben wollte. Also schlurften wir vier den anstieg hoch. Auf der kuppe sah ich ein auto, direkt daneben eine hobelspänespur quer über den weg. Huch? Was soll jetzt das? Mein mitreiter ruft voraus zum auto, was ist hier los? Die antworten, daß hier das ziel sei. Waaas?? Der ganze schnickschnak mit transponderhalsband bei den pferden zur genauen zeitnahme per lichtschranke und dann wird die zielzeit per hand an einer hobelspänespur genommen?? Konnte ich mir nicht vorstellen. Das alles ging mir in sekunden durch den kopf und mittlerweile hatten wir die holzmarkierung erreicht. Mein kollege reagiert schneller, drückt seinem direkt neben mir reitenden schimmel die beine in den bauch, der macht eine überraschte kopfbewegung nach vorn und ist damit EXAKT eine pferdekopflänge vor anissia im ziel und damit eine (!) sekunde schneller als wir und damit viertplazierter! Und daß, nachdem anissia ihn 80 km hinter sich her gezogen hat!! ich war einen moment echt baff!
Inzwischen denke ich, es lief sooo gut, anissia und ich haben mehr erreicht, als wir zu hoffen gewagt haben, sie hat gezeigt, was alles in ihr steckt und ob nun vierter oder fünfter ist doch eigentlich egal. Der vollständigkeit halber: wir hatten eine reitzeit von 6h 11 min 30 sek, tempo 13, 082km/h.
Bei unserer siegerehrung mußte ich ja echt nochmal lachen: bei keinem anderen pferd wurde die rasse erwähnt, nur bei anissia. Ist anscheinend selbstverständlich, daß es sich bei den startern um vollblut-araber handelt, sodaß wir als „aliens“ auffielen, hihi. Überhaupt gab es bei allen internationalen ritten bis auf anissia und einen shagya-araber ausschließlich vollblut-araber.
siegerehrung im schloßpark, ehrung der siegerin im cei3*-ritt über 160 km:
sie kam mit einem riesenhallo im dunklen aus dem gelände und ritt um ca. halb zwölf über die ziellinie, gestartet war sie um 6 uhr morgens, wahnsinn! vorweg fuhr ein quad und leuchtete ihr den weg aus, sie selbst hatte helmbeleuchtung. unfassbar, was für eine leistung! von ursprünglich vier startern war einzig sie übrig, die anderen waren rausgeflogen. was für eine leistung von ihr und ihrem pferd!
Es war ein superschöner ritt, wir hatten alle sehr viel spaß, es hat alles super geklappt und wir sind alle gesund und munter wieder zu hause. Was will man mehr?
viele grüße
uli + anissia
|
Dein ehrenwerter Mit(st)reiter wird noch seine verdiente Strafe für seinen Auftritt kriegen - irgendwann ... 
Gibt's nächste Woche schon wieder einen von Steckenroth? Da wolltest du doch auch hin, oder?
Ganz toll, ich bin begeistert! Deine Berichte sind echt immer spannend zu lesen! Und diese Zeit 
Wir müssten vor unserem ersten Distanzritt wohl noch etwas an der Geschwindigkeit arbeiten.
Ich finde euch zwei echt toll und ihr dürft stolz auf eure Leistung sein! 
)
