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Heute habe ich meine eine Sommerkoppel kurz inspiziert und stelle mit Entsetzen fest, dass an einem Fleck - der mir gerade zufällig auf dem Weg lag - ein ganzes Büschel mit Gräsern (hauptsächlich Knäuelgras) stand, das mit Mutterkorn "verseucht" ist. Puuuuh, da hat's mir aber einen gehörigen Schreck eingejagt! So, und jetzt? Ich bin gerade kurz davor, die Wiese zu mulchen, will aber andererseits auch nicht hysterisch reagieren. Aber offensichtlich scheint das nicht unüblich zu sein auf Weiden mit überständigem Gras. Und das ist dieses Jahr offensichtlich schon Ende Juni so. Mist!

Habe ein paar Links mit Infos gefunden:

http://www.pflanzenkrankheiten.ch/index ... urpurea-sc

http://www.artgerecht-tier.de/kategorie ... wiese.html

Jetzt ist guter Rat teuer ... die ganze Wiese abschreiten und untersuchen? Dabei vieles übersehen, weil Gras an sich ja nicht sonderlich übersichtlich ist. Pferde trotzdem draufstellen? Dabei immer bisschen Bauchschmerzen haben, ob nicht doch was passieren könnte. Da will man keine frisch nachgewachsene Weide haben damit die Pferde nicht so fett werden und weil's eigentlich gesünder ist und dann sowas ...

Was meint ihr???

Lieben Gruß
Susanne

Habe Renate um Rat gefragt, aber bislang noch keine Antwort erhalten, setze es rein, sobald sie sich gemeldet hat.-

Liebe Grüße

Bettina

Hier die Antwort von Dr. Renate Vanselow:

leider kann ich die Sorgen der Pferdehalterin überhaupt gar nicht zerstreuen, im Gegenteil:
Jetzt schon Mutterkorn, das iat alarmierend und läßt für betroffene Regionen (betroffen durch spezielle Witterung z.Z. der Gräserblüte) Schlimmes befürchten. Dort, wo massenhafter Mutterkornbefall vorliegt, kann weder geerntet noch beweidet werden. Entweder runter mulchen und kompostieren oder stehen lassen bis das Mutterkorn komplett ausgefallen ist und dann beweiden.
Es stellt sich die Frage, ab wann mit Vergiftungen zu rechnen ist: erst, wenn das Mutterkorn sichtbar ist, oder ab der Infektion der Blüte lange vorher. Diese Frage steht deshalb im Raum, weil ich mehrfach rätselhafte tödliche Pferdevergiftungen hatte, bei denen 2-3 Wochen später auf den Flächen massiver Mutterkornbefall sichtbar wurde. Die Tiere verendeten plötzlich innerhalb kürzester Zeit, teilweise waren Menschen anwesend und hatten den Eindruck, die Pferde würden "ersticken" (plötzlich massiver Pulsdruck-Anstieg mit im Puls wippendem Kopf-Hals-Bereich, verstärkte Atmung, Panik, blaue Zunge etc.). Mutterkorngift kontrahiert Blutgefäße und unterbricht so die Durchblutung. Ein tot auf der Weide gefundenes Pferd wurde obduziert und es fielen schwere Schleimhautentzündungen (Geschwüre Magen-Darm) auf. Mutterkorngifte verursachen bei der chronischen Vergiftung schwere Schleimhautschäden, dass ist vom Mißbrauch Ergotalkaloid-haltiger Medikamente gegen Migräne bekannt.
Bitte denkt bei Mutterkornbefall v.a. an die Fohlen: Sie haben kurze Hälse und beknabbern von Natur aus gerne Blüten, sie haben noch kein Geschmacksgedächtnis aufgebaut und "wissen" mit giftigem Geschmack nichts anzufangen, und sie sind wegen ihres geringen Gewichts und des hohen Stoffwechsels besonders empfindlich.
Mutterkornbefall ist ein regionales Problem und hängt von der Witterung zur Blütezeit der vorhandenen Grasarten ab. Gräser blühen zu unterschiedlichen Zeiten. Es kann also sein, daß eine Fläche massiv befallen ist, eine andere daneben dagegen nicht - weil dort andere Gräser wachsen. In nebelig-feucht-kalten Mulden ist eher mit Befall zu rechen als auf trockenen Kuppen. Artenarme Flächen sind bei Befall riskanter als artenreiche, weil Artenreichtum deutlich verdünnend wirkt. Da Mutterkörner jedoch teilweise extrem giftig sein können, kann schon die Aufnahme weniger Blüten zur Vergiftung führen. Dann ist auch die "Verdünnung" egal. Wie giftig die gefundenen Mutterkörner jeweils sind, kann man ihnen leider nicht ansehen, die Giftgehalte schwanken recht stark.
Liebe Grüße, Renate

Vielen vielen Dank für deine schnelle Nachfrage
Ich hatte befürchtet, dass sich meine Sorge bestätigt.

Erläuternd kann ich noch sagen, dass es sich um eine sehr artenreiche Wiese handelt, die absolut nicht feucht, sonder eher trocken ist. Und wahrscheinlich deshalb auch jetzt schon so reif. Morgen wird gemulcht. Und die Wiese daneben schau ich mir nochmal an. Und wenn ich da auch was finde, dann wird die auch platt gemacht. Gut dass ich noch so viel Heu habe

Richte bitte Renate meinen allerherzlichsten Dank aus. Wäre ich seinerzeit nicht auf dem bzrp-weideseminar mit ihr gewesen, wäre mir das vielleicht gar nicht bewusst gewesen. Ich habe überhaupt das Gefühl, dass es zu dem Thema sehr viele Unwissende gibt

Liebe Grüße
Susanne

Unwissende ist noch nett ausgedrückt - es gibt auf dem Gebiet viele Ignoranten - bis es sie mal selbst trifft.-

Dank habe ich gleich mit meinem mit bestellt!

Super, danke für die schnelle Info!!!

Puh - schon wieder was worauf man achten muss, wr mir so in der Brisanz nicht bewusst. Danke für die Info!

Habe mir noch nie Gedanken dazu gemacht....
Danke Susanne! !
werde gleich mal die weide begutachten

So, meine Weide wäre dann gemulcht! Zum Glück hats ja mal geregnet, dass das Gras vielleicht doch nochmal wächst diesen Sommer.

Zur Vervollständigung hab ich nochmal ein paar Fotos:

das war mein 1. Foto

dann hab ich einen Büschel ausgerupft


das war noch ein besonders fettes Exemplar


Es sieht so aus, aus seien hauptsächlich 2 Gräser betroffen. Das eine ist m.M. nach Rohrschwingel (wenn ich das richtig erkannt habe) und das andere ist offensichtlich Knäuelgras (das relativ früh wächst und somit auch schnell überständig ist). Der Schwingel steht sehr häufig an Wegrändern (die nicht gemäht sind) und scheint mir dieses Jahr besonders hoch.
Und dann hab ich noch bei Wikipedia nach Bildern gesucht und finde das ...
Krankheiten[Bearbeiten]
Gewöhnliches Knäuelgras wird von Mutterkornpilz befallen.[5]
noch Fragen?

Nein, aber Panik! Einer meiner Heulieferanten macht spät Heu und hat auch Käulgras mit bei......dem sage ich dann mal lieber ab. Der hatte vor 5 Jahren schon 4 tote Ziegen im Stall liegen

Bin am We auch kritisch über die Wiesen gegangen, konnte aber zum Glück nichts entdecken.

Das sind ja unerfreuliche neue Erkenntnisse! Jetzt war ich grad froh, dieses Jahr nur noch eine einzige JKK Pflanze gefunden zu haben - und jetzt kann ich wieder als Detektiv auf der Wiese Ausschau halten. Hoffentlich fallen mir die Pflanzen auch auf, falls es welche gibt.