berber-online.de

hallo zusammen,

mit erstaunen muss ich immer wieder feststellen, dass viele pferde im bestand enorm übergewichtig sind.
selbst bei jungpferden und vor allem in verkaufsanzeigen fällt die problematik auf. Liegt es an dem geschmack für "barocke formen" ?
Sind sich die halter und züchter nicht über die gesundheitlichen Risiken im klaren?
Werden die Pferde zu wenig gearbeitet und parallel überfüttert?

bei vielen haltern im berberbereich ist ja ein hoher standard etabliert - laufställe, offenställe, viel platz, herdenhaltung usw.
auch meine ich damit nicht, dass man sich an marokanischen arbeitstieren orientieren sollte. Jedoch scheint die Auffassung bezüglich Körperlicher beleibtheit von pferden doch fuß zu fassen

Wie hemmt ihr die gewichtszunahme eurer pferde - wie seht ihr das problem? Bin auf meinungen und lösungen gespannt - evtl. werde ich in einem späteren beitrag noch eine persönliche sichtweise erläutern

Es ist schwer leichtfuttrige Pferde bei Figur zu halten und erfordert ein aufwändiges Weidemanagement. Und ich denke in den meisten Pensionsställen ist das kaum machbar.
Bei mir gibts halt nur stundenweise Weide und davon hat einer auch noch einen Maulkorb an.
Aber wenn die Pferde dazu noch wenig geritten werden, ist Übergewicht unvermeidbar.
ich finde es auch schwer ein ausgewogenes Verhältnis von Fresszeiten (nicht zu lange Pausen), Schonung der Wiese druch nicht zu kurzes Abfressen und eben gewünschtem Gewicht herzustellen.
Ich versuche es durch beifüttern von Stroh.
Noch schwieriger wird es, wenn man in einer Gruppe dann ein oder zwei schwerfuttrige Pferde hat.
Deswegen habe ich die "Alten" die mehr Gras vertragen jetzt getrennt.

Hallo - das ist ein sehr gutes, wichtiges und interessantes Thema!

Anne, da hast Du recht, dass es hier (in D) viele übergewichtige Pferde gibt. Zum Teil denke ich, dass sich das Auge da fast schon an eine solche "Norm" gewöhnt hat. Und auch, dass es mit der eigenen Figurphilosophie zu tun haben könnte. Denn wenn man sich da mal umschaut, ist der humane Trend ja auch öfter mehr oder weniger barock. Man tut halt sich und seinem Tier was "Gutes"...
Allerdings machen die gesundheitlichen Folgen, weil nicht unmittelbar (insofern leider), auch den Zusammenhang nicht so schnell klar. Bei uns war erst Alarm, als meine Schwägerin seit vergangenem Herbst nun zwei Pferde mit starker Reheproblematik hat - beide über Jahre zu gut gefüttert.

Da unsere (sehr unterschiedlichen) Pferde alle Freizeitpferde sind, bekommen sie gar kein sogenanntes Kraftfutter (Müsli, Getreide o.ä.), Zugang zur Grasweide zeitlich limitiert und wenn z.B. wegen Krankheit nur wenig Bewegung möglich ist, auch noch das Heu rationiert. Für sehr wichtig halte ich jedoch ein gutes und individuell passendes Mineralfutter. Dieses bekommen sie dann mit Aspero (diesem Heu aus dem Sack), je nachdem Kräutern, einer Möhre, einem halben Apfel sowie etwas Lein- bzw. Schwarzkümmelöl. Trotzdem finde ich sie noch zu dick, den Rest kriegt man vermutlich doch nur über Bewegung weg.
Um bessere Möglichkeiten dafür kümmern wir uns bei der Planung unseres eigenen Stalls, so wird es einen recht großen Paddock geben und aus der langen Hauptweide soll mit Baumgruppen in der Mitte eine Art Rundlauf entstehen. Außerdem ist das Ausreitgelände viel besser.

Souzan.... hätte auch gern 3 Kilo wech...

TiBi ... hätte gern 3 kg mehr gut verteilt... das wäre schön nicht mehr so viel frieren und nicht mehr so schnell abbauen... ein bißchen "Reserve" halt... seufzzzz.
Aber ... nicht mehr als 5 kg! , denn meine Gelenke machen das nicht mehr mit...

Und nixdestotrotz - die Vierbeiner specken nun ab... müssen!

Ich habe bei den Stuten auf Laufpaddock umgestellt mit abgewogen Heu und abgezäuntem Laufpfad zum Wasser. Also Heunetze (engmaschig...) weit wech vom Wasser, so dass sie laufen müssen. Vor allem wegen Bia Bei ihr tat es sehr not wegen Laufen + Hufe... ich hoffe, wir kriegen's noch halbwegs gebogen...
Wir machen zusätzlich Gymnastikprogramm und die Ausbildung der Kleinen tut ihr übriges - eine Aufgabe, die Bia (und mich) fordert und fördert

Seitdem ich für diese Problematik sensibilisiert bin, sehe ich allüberall fette Pferde (und fette Hunde und fette Katzen und und und... ! Genauso wie fette Menschen, da hast du recht, Souzan! Und auch damit, dass sich die Norm geändert hat! LEIDER!)
Mit Erschrecken sehe ich natürlich auch nun viel mehr zu fette Kinder!
Ich möchte nicht wissen, wie sich das anfühlt, so viel mit sich rum zu schleppen... wie sich das auf Wachstum und Gelenke und Knochen auswirkt...
*schüddel*

Ach, das ist ein Thema...
gut, dass du das angesprochen hast, Anne!

hm. sollte es also letztlich zu gut gemeint sein mit reichhaltigen wiesen zur aufzucht der berberpferde ? oder der dauerhaften haltung auf deutschen wiesen? fehlt der sportliche einsatz der berberpferde?
füttert man das falsche? wird die nutzpferderasse zu wenig genutzt?

logisch wäre es ja im bezug auf die weiden - liegen doch die ursprünge in einer anderen vegetationszone.
dass der berber in D für die distanz und den sportl. einsatz allgeein viel zu wenig geschätzt wird, ist meine persönliche meinung ... in den ursprungsländern wurde er ja täglich verwendet (von den fantasia-brocken mal abgesehen)

auffällig ist es für mich vor allem bei den "männern". schaut man nach FR, so sind da sportliche pferde, mit straffen bäuchen, definierten pöpöchen, definierter halsmuskulatur, sicher nicht immer top rund und oft mit einer kruppe, wie einem rednerpult , sichtbaren defiziten - aber warum nicht?
hier in D entenarsch und halsspeckfalten zeigende bäuchli-hengste ... von den zuchtstuten zum teil ganz zu schweigen.
Rippen erahnbar bei jährlingen oder remonten??

aus dem distanzbereich kann ich sagen, dass ein dünnes pferd sehr deutlich seine schwächen anzeigt - muskulär veranlagt sowie schlecht geritten. es sieht weniger gut entwickelt aus und für harmonische form muss die muskulatur sowie pass. bewegungsapparat entsprechend korrekt sein.

ein junges pferd welches sehr gut gefüttert wird, sieht natürlich auch etwas besser aus - weiter entwickelt, runder, harmonischer ,... eindrucksvoller?? das wissen die warmblutzüchter ja schon lange

wie könnte man züchter motivieren, den pferden zuliebe dünnere pferde vorzustellen?

wie schafft ihr es ohne dauerhafte tagsüber bestehende anwesenheit am stall, dass die pferde die wiese rationiert bekommen und gleichzeitig "echte rohfaser" vermehrt aufnehmen?
mein pferd macht das von allein - nutzt den strohsack gern, wenn er 24 h auf der wiese steht - aber bei vielen pferden scheint es ja ein problem zu sein.

fresspausen sollten ja 4h nicht überschreiten - gibt es eine alternative zum heunetz? ausser dem etwas teureren fütterungsautomaten?

Hallo,

interessante Diskussion, doch wie wird hier das (angebliche) Übergewicht bei AB/B definiert ?

Wieviel kg sind tatsächlich zu viel ?

Gibt es extra Körpergewichte, nicht geschätzt, sondern tatsächlich gewogen.

Was wiegt ein "durchschnittlicher" AB/ B ?

ich sehe es so, dass man es nicht an festen gewichtszahlen, sondern körperlichen erscheinungen bemessen kann.
ein kriterium angelehnt an den Body Condition Score wäre da sinnwoll.

gewichtszahlen sind unflexibel und ungerecht.

kammhöhe, schweifansatz, rippen, muskeldefinition, struktur des "schulterpolsters", definition des kruppenmuskels usw.
http://www.feednfarm.com/horsebodycondition.html
http://www.bodyconditionscore.de/

Morgen,
oh ja, das mit dem Übergewicht ist leider ein leidiges Thema... !
Djasira neigt ja auch dazu seeeehr leicht zuzunehmen und wir sind besonders im Sommer schwer am kämpfen,
das Gewicht wenigstens zu halten. Ich bin gespannt auf diese Weidesaison ( Stallwechsel), da die Pferde " nur "
4-5 Stunden täglich auf die Weide kommen und nicht den ganzen Tag wie letztes Jahr.
Ich würde behaupten, daß bei uns im Stall bestimmt 70% der Pferde übergewichtig sind, ABER die meisten sehen
das nicht! Im Stall stehen viele leichtfuttrige Rassen wie Isländer, Tinker usw, und die meisten werden auch mehrmals
die Woche bewegt/geritten, so dass man fast nicht mehr Bewegung bieten kann.
Heunetze sind natürlich auch vorhanden und abends in der Box wird individuell auf die Fütterungswünsche
der Einsteller eingegangen. Dennoch sind die meisten zu dick.
Auf dem Paddock ist ebenfalls relativ viel Bewegung drin, da Tränke und Futterstellen auseinanderliegen und die Stuten
immer mal wieder rumzicken.
Wenn man keine Möglichkeit hat, sein Pferd selbst zu versorgen und möchte, daß sie mehr oder weniger den ganzen Tag
Zugang zum Heu haben und in der Herde leben sollen, ist das einfach ne fast unlösbare Aufgabe.
Diese Probleme hat man mit nem Vollblüter eher selten
Wichtig finde ich ist, daß man wenigstens erkennt, mein Pferd ist zu dick und versucht dagegenzusteuern und nicht blind vor Liebe seinen " Barockbrocken" vollstopft!
Grüsse Isabel

Ich bin auch der Meinung, dass unser Auge sich den barocken Formen angepasst hat und wir das oft normal finden.
Für mich war die Fütterung unter anderem ein Grund zum Stallwechsel. Wir hatten vorher zweimal täglich Heu (unabgewogen, jedes Pferd schnappt sich den Haufen, den es gerade kriegt...) und im Sommer ziemlich viel Weidegang. Das Heu konnte ich nicht kontrollieren und letzten Sommer probierte ich wenigstens die Grasaufnahem mit Greenguard zu reduzieren. Die Pferdeversorger/SB waren taub auf dem Ohr, dass Futter halt kontrolliert abgegeben werden sollte. Sie meinten, dass die runden Pferde einfach mehr bewegt werden sollten (wie das mit einem Pferd, das gerade angeritten wird, funktionieren soll?).
Und bei dem Punkt kann ich Anne schon auch zustimmen: die Pferde könnten weit mehr leisten, als sie wohl gemeinhin müssen. Also die paar Ausritte und Arbeitseinheiten helfen der Figur schon nicht. Aber wer, mit 100% Job, etc. kann schon sein Pferd täglich total auslasten?
Von dem her wäre der jetzige Stall wohl schon ziemlich gut, bisher ist Sandjak aber noch nicht erfolgreich integriert. Bisher hatte eine Stute schonmal den GPS-Sender an und die machte also zwischen 6 und glaub 9 km am Tag, nur in der Anlage zwischen Tränke, Heu und Kraftfutter...
Mal schauen, ob ich ein Gewichts- und Figurprotokoll erstelle, wenn er dann definitiv in der Herde ist und die Anlage voll nutzt.

Wieviel Bewegung und verminderte Fresszeiten ausmacht, sehe ich immer nach den Wanderritten Danach habe ich immer ein wunderbar athletisches Pferd
Wobei Bariq bisher nicht zu extremer Verfettung neigt.
Aber ich habe auch einige Einsteller, da finde ich die Pferde zu dick, aber die Leute wollen es tatsächlich so. Lästermodus an: Wenn man die Muckis nicht anreiten kann, dann versucht man es halt übers Füttern

Andererseits tut mir das Maulkorbpferd auch irgendwie leid - der schiebt immer Kohldampf und ist deswegen auch total gierig auf Futter. Frisst wenn er kann auch sehr hektisch und "kritiklos", sprich er wählt nicht wie die andern Pferde mal hier und da einen Halm aus, sondern frisst wie ein Rasenmäher. ist sicherlich auch nicht gut.

Wie schon erwähnt, sehe ich die Schwierigkeit halt darin, auch nicht zu wenig zu füttern bzw zu lange Fresspausen zu vermeiden. Zuviele Pferde haben ja Magengeschwüre - Ursache ja wohl zu wenig Raufutter und STress.

Tibi - hast Du schon Erfolge messen können bei Deinen Pferden?

oooaaah, sensibles Thema In zwei Monaten kommt wieder die Pferdewaage und mir fällt mal wieder so richtig die Wampe meines Pferdes auf.
Es ist ja kein Berber, aber eben ein Shagya und damit auch viiieeel zu leichtfuttrig - also selbes Problem...

(Futter)zustand: ordentliche Wampe aber keine Fettpolster an Hals/Schulter/Hintern, schöne Muskulatur

Fütterung: 3x ein knapper halber Liter vom magersten Müsli (muss, da alle anderen im Stall zu der Zeit ihre 2-3 Liter Hafer pro Mahlzeit bekommen....), 2x Heu rationiert, vormittags Weidegang auf einer völlig abgefressenen Wiese, Einstreu Späne mit einem Hauch Stroh drüber, damit die Futterkarenz nicht zu drastisch ausfällt.

Bewegung: über die Woche ca. 5x Reiten (meist 45-60 min "arbeiten") und 2x Longieren, zusätzlich am WoEnde noch "so richtig" laufen lassen - mehr schaffe ICH nicht....

Blöder Weise ist mein Pony so leistungsfähig, dass sie das nicht wirklich kitzelt. Sie nimmt nur ab, wenn sie Stress hat - auch keine Alternative. Sparen könnte ich nur noch am Heu, aber das ist sowieso nicht viel und irgendwas sollte sie ja schon kauen können... Reiterlich lastet sie mich auch voll aus Länger als die angegebene Zeit ernsthaft dressurmäßig zu arbeiten ist auch Schwachsinn. Gut, beim Ausreiten könnte ich noch mehr den Johnny geben

Vor zwei Jahren habe ich sie schon mal wiegen lassen, demnächst wieder - bin gespannt auf das Ergebnis. Allerdings hat sie über die Zeit ja nicht nur nen respektablen "Heu-/Grasbauch" bekommen sondern auch so richtig Muckis... Und die sind ja bekanntlich am schwersten

das es zumeist haltungstechnisch schwer umzusetzen ist, ist gerade im freizeitreiterbereich ja auch den "stallangeboten" und "leben neben dem pferd" zu zuordnen. da sollte man eben einfach sensibel bleiben und mit dem optimum vor augen daran arbeiten.
jedoch muss ich positiv berichten, wenn man sich einmal in der woche (z.b. samstag od. sonntag) aufs rad oder pferd schwingt und in langsamen tempo 30 km+ macht. das kurbelt den gesamten stoffwechsel an und das fett schmilzt dahin

das nächste problem sind sicher die wiesen - grün und saftig soll es sein - wäre für den berber nicht braun/gelb holzig die bessere wahl? auch wenn es hässlich aus sieht

Bei den züchtern sehe ich da mehr verantwortung und kritikpunkte. insbesondere bei verfetteten zuchtstuten und "nett gefütterten" jungpferden. das hat nichts mit "typ barock" zu tun ... aus meiner sicht.
auch der zustand mancher hengste (egal auf welchem niveau sie geritten werden!) ist katastrophal.
glücklicherweise verfügt ein authentisches pferd nicht über "kipphalsprobleme" oder cellulitis .

mein pferd wog übrigens traininert auf 25 km canter bei 152 cm und 20 cm röhrbein zuletzt 380 kg
äußerlich hat er eine guten fütterungszustand.
als er äußerlich "dünner" aber wenig trainert war, wog er 400.
daher sehe ich "gewogene zahlen" kritisch. man könnte anhand der zahl fälschlicherweise meinen, er sei zu dünn.
zumindest hab ich ordentlich entwurmt

das maulkorbproblem mit dem dauerkohldampf habe ich auch schon oft vernommen.
evtl. liegt die lösung ja (neben strohzufütterung) auch in holzigerem heu? holzigeren wiesen ? mein pferd z.b. steht auf 24h wiese - mit sand und lehmuntergrund. viel bewuchs - holzig, strunkig, aber wenig energie. jedoch kaum "unkraut".

gibt der boden viel her - wird vermutlich auch der energie-gehalt des bewuchses problematisch?
also heu aus dem jura?

Ach ja, ich achte seit einiger Zeit auch verstärkt auf die Art des "Belohnungsfutters".
Es ist nun mal so, dass mein Pony bei der Boden/Handarbeit MIT Leckerli mindestens doppelt so schnell lernt. Aus didaktischen Gründen bin ich also ein begeisterter Leckerli-Fütterer ohne an dieser Stelle eine Diskussion darüer lostreten zu wollen
Allerdings nehme ich dafür auch nicht "echte" Leckerli, da eben Kalorienbomben, sondern EINE Möhre, die in mikroskopisch kleine Stückchen geschnitten ist => Sauerei in der Jackentasche, aber weniger Speck aufs Pferd...

Wenn ich aber sehe, dass bei uns im Stall die Pferde einen EIMER voll Äpfel und Möhren als Belohnung nach der Arbeit bekommen... Gut, ich schmeiß meiner nach der Arbeit auch ne Handvoll Möhren in den Trog, aber eben auch da aufpassen, Stichwort Fruchtzucker....